Älter, bunter, weiblicher
Es gibt Projekte, die klingen zunächst wenig konkret und wenig spannend. „Du musst alte Frauen fotografieren und eine Ausstellung machen“, lautete die Bitte einer Kollegin. Da habe ich mir etwas überlegt. Die Ergebnisse zeige ich am 2. Februar in Lohne. //
Die Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Vechta haben mich für dieses Projekt angeheuert. Unter dem Titel „Älter, bunter, weiblicher“ sollen verschiedene Frauen aus den Gemeinden vorgestellt werden – zu einem mit Bild, zum anderen durch ein Interview.
Die Auftraggeberinnen nahmen mir die Arbeit ab, die Frauen zu auszusuchen. Ich brauchte nur an vier gemütlichen Kaffeerunden in Vechta, Lohne und Steinfeld teilnehmen und hatte schon ein Großteil der Teilnehmerinnen beisammen. Vier Frauen konnten nicht an den Runden teilnehmen, so dass ich sie zu Hause oder in ihrer Arbeitsstelle besucht habe.
Zunächst begegneten mir die Damen sehr zögerlich. Die Frage: „Was will der junge Mann von uns?“ stand vielen ins Gesicht geschrieben. Doch als ich mich und meine Idee vorstellte, lockte die Atmophäre schnell auf.
Gesicht, Hände, Füße
Meine Idee: Ich machte keinen „normalen“ Porträtbilder, sondern schoss Fotos vom Gesicht, von den Händen und von den Füßen. Der Gedanke dahinter: Die Frauen sollten mir erzählen, wer sie sind, was sie machen oder in ihrem Leben gemacht haben und woher sie kommen beziehungsweise wohin sie gehen.
In den Gesprächen erzählten mir die Damen zunächst Name, Alter und Herkunft. Dann begannen sie zu plaudern. Sie erzählten von der Liebe ihres Lebens, von ihren Kindern und Enkelkindern, von ihrem Beruf. Und häufig eröffneten die Frauen mir ein bewegendes Schicksal.
Bewegende Schicksale
Da gab es die Spätaussiedlerin, die ihrem Mann Anfang der 1990er Jahre nach Deutschland folgte. Sie kannte keine Personen, die Sprache war ihr fremd. Und durch die Musik fand sie Anschluss an die Gesellschaft in ihrer neuen Heimat.
Da war die Vertriebene aus Ostpreußen, die zwei Monate auf der Straße lebte und schließlich im Westen eine neue Heimat fand und der Liebe ihres Lebens begegnete.
Aber auch typisch südoldenburger Frauen stellten sich vor, die sich bewusst für die Familie gegen den Beruf entschieden haben und heute dank aktiver Vereinsarbeit den Tod den geliebten Mannes überwanden.
Ich habe die Gespräche aufgezeichnet und in Worte gefasst. Diese stelle ich neben die Bilder. Es gibt sich somit ein facettenreiches, interessantes Bild von Frauen aus dem Kreis Vechta.
- Die Ausstellung eröffnet am 2. Februar um 18.30 Uhr im Ludgerus-Werk in Lohne. Anschließend touren die Bilder durch verschiedene öffentliche Einrichtungen im Kreis Vechta.
Hallo Christian,
ich gebe zu, der erste Eindruck war der gleiche wie der von einer der fotografierten Damen. Aber beim Durchlesen der Texte war ich teilweise gerührt von den Lebensgeschichten der Frauen. Nach dem Lesen habe ich mir die Bilder dann intensiver angesehen und nach „Spuren“ in den Gesichtern gesucht.
Die Ausstellung gefällt mir sehr gut. Die Fotos laden zum Innehalten und Nachdenken ein.
Gruß, Ulla