Die Fanpage muss leben
An soziale Medien führt kein Weg vorbei, will eine Kommune wirklich bürgernah sein. Der beste Weg die Kanäle der sozialen Netzwerke zu nutzen, ist die eigene Fanpage zum Beispiel bei Facebook oder Google+. Mehr Pflicht als Kür ist auch ein eigener Twitter-Acount. Für alle Kanäle gilt aber gleichermaßen: Wenn ja, dann aber richtig, regelmäßig und ernsthaft. Besser keine eigene Fanpage als eine verwaiste Seite, auf der nur hin und wieder belanglose Meldungen über die erreichte Anzahl der Fans oder Follower auftauchen. Und wer sich fragt, was auf die Fanpage gehört, muss sich die Frage stellen: Was erwartet der Besucher der Seite?
Diese Nachricht in leicht variierender Form erreichte mich in den letzten 12 Monaten erst häufig, später etwas weniger: „Wir sind jetzt auch bei Facebook“ oder „Wir haben jetzt einen eigenen Twitter-Account“. Toll, dachte ich wie viele andere, wie modern. Doch schon dem ersten Blick auf diese tollen, hypermodernen und enthusiastisch gefeierten Social-Media-Auftritten folgte Ernüchtern. Ja, man ist jetzt bei Facebook. Und wie geht es jetzt weiter?
Nach der ersten Anfangseuphorie kehrt schnell Ernüchterung ein. Kaum Fans, wenig „Likes“, noch weniger Diskussion. Doch schnell aufgeben sollte die Kommune nicht.
Verlinkung auf der Homepage als erster Schritt
Zunächst sollte schon beim ersten Blick auf die Homepage der Gemeinde erkennbar sein: Die Kommune ist auch bei Facebook vertreten. Auf die Homepage gehört auf jeden Fall ein auffälliger Link zu der Social-Media-Präsenz. Ob dies mit einem Social-Plugin geschieht, darüber streiten sich gerade Datenschützer und Netzaktivisten. Ein auffälliger Link-Button „FACEBOOK“ tut es zunächst auch und lässt den Datenschutzbeauftragten ruhiger schlafen.
Die ersten Fans sind die Freunde des Administrators
Die ersten Fans lassen sich aus der Freundesliste generieren. Ist der Administrator bereits seit einiger Zeit mit einem persönlichen (nicht nur dienstlichen) Profil bei Facebook aktiv, lädt er einfach seine Freunde auf die Seite ein. Schnell lassen sich vielleicht 100 Fans generieren. Die wiederum machen in ihrem Stream darauf aufmerksam, dass sie Fan von „Gemeinde XY“ sind. Mit etwas Glück entsteht ein Schneeballprinzip. Fan informiert Freund. Der wird Fan und informiert wiederum seine Freunde und so weiter.
Fans müssen Wissensvorsprung haben
Die Fanpage braucht Inhalte. Das können Veranstaltungshinweise, Bilder oder frische Neuigkeiten sein. Die Nachrichten sollten wirklich aktuell sein und nicht schon über die Zeitung oder andere Medien breit gestreut worden sein. Wer Fans gewinnen und behalten will, muss ihnen einen Wissensvorsprung, eine gewisse exklusive Informiertheit bieten.
„Hey, wenn du unser Fan bist, bekommst du schneller Infos von uns“. Dieser Satz muss Antrieb sein. Eine Fanpage oder Social-Media-Kanäle an sich bieten die tolle Möglichkeit fernab von jeglicher Abhängigkeit von klassischen Medien und deren Vertreter Infos an die Bürger zu bringen. Die danken es dann auch sofort – mindestens mit einem Klick auf „Gefällt mir“.
Fans aktiv zur Diskussion auffordern
Soziale Medien leben von der Möglichkeit, aktiv an Diskussionen teilnehmen zu können und sich mit den Anregungen und Wünschen der Bürger auseinander zu setzen. Kommentare zu Beiträgen sollten daher unbedingt erlaubt sein. Sonst ist es eine One-Way-Kommunikation, von der man dauerhaft eher gelangweilt ist. Daher sollten auch Fans aktiv nach ihrer Meinung gefragt werden. „Wir stellen eine Skulptur auf einen Kreisverkehr. Was haltet ihr davon?“ kann eine mögliche Aufforderung sein. Auch Umfragen sind ein probates Mittel.
Die Stadt Lohne, also mein Arbeitgeber, beabsichtigte in einem Naherholungsgebiet Holzskulpturen aufstellen zu lassen. Via Facebook wurden die Bürger nach ihrer Meinung gefragt – mit dem Ergebnis, dass eine knappe Mehrheit die Idee negativ bewertete. Der Ausschuss hat die Entscheidung daraufhin vertagt. Und wenn der Bürger erst einmal merkt, dass seine Meinung im Rathaus gelesen wird, bleibt er am Ball.
Don’t feed the trolls – Füttere keine Trolle!
Und am Ball bleiben sollte man auch, wenn die Fanpage mal nicht sofort den positiven Effekt verheißt, den man sich vorgestellt hat. Das Risiko einer Fanpage: Nörgler haben eine Plattform. Diese in der Netzwelt als Trolle bekannte Alles-ist-doof-Kommentaren können ganz schön nervig werden. Egal wie positiv die Nachricht auch ist, ein Troll findet das Haar in der Suppe.
Davon sollte sich der Administrator nicht entmutigen lassen. Einfach Trolle mit Ignoranz strafen. Bloß nicht auf eine Diskussion einlassen, die man nur mit Imageschaden überstehen kann. Meist verlieren Trolle schnell die Lust am Nörgeln, wenn sie keine Reaktion erzeugen. Don’t feed the trolls – Füttere keine Trolle!
Gewinnspiele locken nicht wirklich Interessenten
Viele Unternehmen setzen auf regelmäßige Gewinnspiele, um Fans zu gewinnen. Doch Gewinnspiele haben nur kurzfristigen Effekt zur Fan-Gewinnung. Wer sich nur mit einer kostenlosen Tasse mit Gemeindelogo auf die Fanpage locken lässt, kann nicht ernsthaft Interesse an den Inhalten haben. Daher sollten Gewinnspiele nur ganz behutsam initiiert werden – zum Beispiel als Verlosung zur Feier des 1000. Fans.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Eine Fanpage muss leben, um attraktiv für die Nutzer zu bleiben. Neue Inhalte müssen regelmäßig auftauchen – am besten zwei bis drei neue News täglich, mindestens ein Beitrag pro Tag.
Ganz oder gar nicht
Wer das nicht leisten will oder kann, soll die Finger von einer Fanpage für die Gemeinde lassen. Besser keine Seite, als ein virtueller Friedhof. Denn so wirkt die Öffentlichkeitsarbeit im Web 2.0 eher lächerlich.
Zum Schluss ein paar Beispiele
Gute Facebook-Fanpages von Kommunen sind leider noch nicht sehr breit vorhanden. Eine Best-Cases gibt es allerdings schon:
- Die Freie- und Hansestadt Bremen informiert ihre Bürger aktuell und in schöner Regelmäßigkeit auf ihrer Facebook-Fanpage: www.facebook.com/Bremen
- Viele Infos, schöne Bilder und eine gute Einbindung in die eigene Homepage gelang dem Landkreis Osnabrück: Landkreis Osnabrück bei Facebook
- Auch wenn Eigenlob ein unangenehmen Geruch hat, lenke ich die Blick trotzdem auf die Facebook-Seite der Stadt Lohne: www.facebook.com/stadtlohne
Lieber Herr Tombrägel,
toller Artikel, dem ich aus meiner Sicht nur zustimmen kann. Das entscheidene ist immer die Strategie und das Ziel der kommunalen Kommunikation. Wo das dann erfolgt und wie sollte erstmal nicht entscheidend sein.
Kennen Sie schon Pluragraph.de, das Social-Media-Benchmarking und Analyse Plattform für den nicht-kommerziellen Sektor? Die Stadt Lohne ist natürlich auch schon mit einem Profil dabei: https://pluragraph.de/organisations/lohne, ebenso wie ca. 1.000 weitere deutsche Kommunen.
Das Ranking aller Kommunen finden Sie hier: https://pluragraph.de/categories/kommunen
In Niedersachsen stehen Sie im Ranking sogar vor Wolfsburg, Göttingen, Hameln, Hildesheim oder Emden: https://pluragraph.de/categories/Niedersachsen/combined_with/Kommunen
Weiterhin viel Erfolg wünscht
Pluragraph.de